Am Dienstag waren wir in Torgelow zu Gast. Nach einem Besuch in der örtlichen Unterkunft mit dem Infostand PRO BLEIBERECHT, lernten die Aktivist*innen die Unterstützungs-Initiative Cafe Komm kennen.
Torgelow, ein kleines Städtchen weit am Rande MVs, von dem man wenig Vorstellungen hat. Hier leben etwa 300 Asylsuchende in einer Unterkunft und dezentral in Wohnungen.
Statistisch betrachtet sollte sich die Region über jeden Zuzug freuen: Laut Prognose wird die Bevölkerungszahl in der Region bis 2030 um etwa 30% schrumpfen. Das durchschnittliche Alter wird auf über 50 Jahre ansteigen. Junge Menschen ziehen weg, im Stadtbild sieht man wenige Kinder und Jugendliche.
Die Beratung und Unterstützung, die es seitens der Mitarbeiterinnen in der Unterkunft gibt, wurde allseits gelobt. Auch das Engagement der Unterstützer*innen rund um das Café Komm hilft dabei, Perspektiven zu entwickeln: Die Suche nach einem Ausbildungsplatz, Deutschkurse, selbst initiierte Projekte. „Begegnung auf Augenhöhe wird hier groß geschrieben – zwischen Flüchtlingen, zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen“, so stellte uns Harald Rinkens von der Initiative die Zusammenarbeit im Ort vor.
Doch auch Frust über das Asylsystem und lange Wartezeiten spielten eine Rolle in den Gesprächen an diesem Nachmittag:
„Sie lassen uns hier lange Jahre warten, oft mehrere Jahre, und dann schicken sie uns nach Hause. Warum? Man muss doch sagen, was Sache ist. Jeden Tag sehen wir nur die Bäume vor dem Fenster, jeden Tag. Ich will diese Bäume nicht mehr sehen.“
Auch Rassismus spielt eine Rolle im Alltag der Asylsuchenden. So hörten wir Berichte über eine Ärztin, die keine Termine an Menschen mit „ausländischem Namen“ vergibt. Auch Beschimpfungen auf der Straße gehören zum Stadtbild. Eine schwarz-rot-weiße Fahne flattert im Wind im Hinterhof direkt neben der Unterkunft.
Echte Kontakte und langanhaltende Freundschaften zu knüpfen, ist nicht immer einfach.
Und doch: In Gesprächen mit Asylsuchenden hörten wir mehrmals, dass es Vielen in Torgelow gefällt. Sie würden gerne bleiben, wenn es eine Perspektive gibt: Arbeit, Ausbildung, Familiengründung. Den meisten in der Unterkunft geht es nicht anders als denjenigen, die in Torgelow geboren wurden und aufwuchsen.