Am 31. Oktober gab es vor der Unterkunft für Geflüchtete in Jürgenstorf die vorerst letzte Kundgebung der NoLager-Tour 2020. Zahlreiche Bewohner:innen nahmen das Angebot wahr. Wir kamen ins Gespräch und hörten von den aktuellen Problemen.
In vielen Gesprächen wurde uns verdeutlicht, dass die abgeschiedene Lage zu einer belastenden Situation für die Geflüchteten führt. Auch wenn mit Stavenhagen die nächste Kleinstadt nicht weit ist, so gibt es Beratungsangebote und Sprachkurse erst in Neubrandenburg. Wegen langer Warte- und Fahrzeiten im öffentlichen Verkehrsmitteln führt das dazu, dass einige Angebote de facto nicht erreichbar sind.
Viele unserer Gesprächspartner:innen kommen aus dem Iran. Da sich die Sprachkurse ohnehin nicht nach den Sprachkenntnissen der jeweiligen Menschen richten, verstehen sie nicht weshalb es kein Angebot in Jürgenstorf gibt. Auch die Arbeitssuche gestaltete sich zum Teil durch bürokratische Hürden als schwierig. Viele der BewohnerInnen haben in den Herkunftsstaaten einen guten Ausbildungsgrad in unterschiedlichsten Bereichen erlangt. Nun möchten sie diese Fähigkeiten nutzen, um ein selbstständiges Leben führen zu können. Des Öfteren wurde der Wunsch geäußert nach Neubrandenburg umzuziehen in der Hoffnung auf bessere Anknüpfungspunkte an die Gesellschaft.
„Und so können wir uns nicht für einen guten Sprachkurs anmelden. Wir können trotz unserer Arbeit und Ausbildung nicht hier raus. Vielleicht werden unsere jahre und unsere lebenszeit hier verschwendet […] und wir können unseren Lebensunterhalt nicht mit unseren eigenen Anstrengungen verdienen. Warum?“ (so schilderte eine Bewohnerin ihre Situation)
Besonders beklagt wurde die fehlende Unterstützung seitens der Mitarbeitenden der Unterkunft. So gehen sie auf individuelle Probleme nur unzureichend ein, halten Informationen zurück oder treffen wichtige Entscheidungen scheinbar willkürlich. Da die Betroffenen jedoch auf das Wohlwollen der Betreibenden angewiesen sind, vermittelt dies ein Gefühl der Hilflosigkeit.
Insbesondere verzögert die aktuelle Vorgehensweise den Zugang zum Arbeitsmarkt und damit die Integration erheblich. Die daraus entstehende Ungewissheit über die Zukunft frustriert die Menschen. Dabei ist das Ziel vieler Bewohner:innen an der Gesellschaft teilhaben zu können und sich zu verwirklichen. Zusammenfassend herrscht ein großes Unverständnis über die künstlich erzeugten Hindernisse, die den Geflüchteten im Weg stehen. Dies kann nicht das Ziel einer funktionierenden Asylpolitik sein.
Wir fordern weiterhin:
No Lager! Ohne Wenn und Aber!
Dezentrale Unterbringung!
Solidarische Asylpolitik statt systematische Isolation!